Wer ist Johannstochter?

Ein Interview mit Johannstochter. Geführt von… Johannstochter.

Weil mein Garnknäuel leider keine Lust drauf hatte.
Also hab ich mir gedacht: Ich frag mich einfach mal selbst – und euch auf Instagram.
In diesem Interview erzähle ich dir, was eine Häkel-Nerdin mit Nähmaschine und Plotter neben Koffein, Spotify und Netflix antreibt.

Wie startest du in den Tag – eher Kaffee & Ruhe oder Frühstück auf dem Weg zur Nähmaschine?
Mein Arbeitstag startet, nachdem Kind und Mann aus dem Haus sind, mit einer Tasse Kaffee und dem Bearbeiten von E-Mails und eingegangenen Bestellungen. Danach geht es – je nach Aufgabe – an die Nähmaschine oder an die Häkelnadel. Manchmal aber auch den ganzen Tag nur an den PC, denn Kleinigkeiten wie eine Homepage, eBook Rubriken und Bestellungen nehmen ganz schön viel Zeit in Anspruch.
Und zack sitze ich dran, drückt irgendjemand auf Fast Forward – und die Zeit verfliegt.

Welches Kinderbuch hast du als Kind geliebt – und würdest es heute deinen Kund*innen empfehlen?
Ich habe Lollo von Mira Lobe geliebt – und diese süße Puppe, die auf einer Müllhalde erwacht und beginnt, weggeworfenes Spielzeug zu reparieren, hat mich richtig begeistert.
Sie näht, sie erfindet neue Lösungen für fehlende Füße und aufgerissene Stofftiere und nutzt ihre Superkraft: Kreativität.
Das Buch hatte ich lange Zeit vergessen und dann im Keller wiedergefunden.
Es bräuchte in der heutigen Zeit eine Adaptierung im Text, aber die Grundmessage ist heute noch viel aktueller als vor über 30 Jahren.
Lollo war auch eine der ersten Puppen, die ich beim Designen meiner Anziehpuppe Toni gehäkelt habe.

Was sagt dein Kind, was du beruflich machst?
Schultütenmacherin und Häklerin. (Schaut mich fragend an.)

Anmerkung der Redaktion: Ich find Fauli-Chirurgin fehlt hier.

Wenn du mal nicht häkelst oder nähst – was tust du dann?
Ich male gerne auf meinem Tablet und komme viel zu selten dazu, meine Zeichenskills weiter zu trainieren – aber wenn ich den Stift mal wieder in der Hand habe, möchte ich gar nicht aufhören.

Reality Check würde sagen: Ich tausche mich in dieser Zeit mit meiner Freundin & Kollegin Angie von FrlFini auf Whats App aus.

Was findet man IMMER in deinem Wohnzimmer – auch wenn du Besuch erwartest?
Abgeschnittene Garnfäden 🙈. Wollknäuel, ein Häkeletui und vermutlich eine leere Kaffeetasse. Bis auf die Kaffeetasse habe ich die genannten Gegenstände btw. auch meist mit wenn ich wo auf Besuch bin. Häkeln to go geht immer.

Was war dein allererstes Produkt, das du offiziell verkauft hast?
Halligalli – eine Babyrassel, die ich damals für mein Baby gemacht habe. Ich liebe diesen quirligen Gefährten bis heute noch, auch wenn er gar kein Verkaufsmagnet ist.
Er hat Charakter – und er war der Beginn von Johannstochter.

Was hättest du gerne früher übers Mama- oder Unternehmerinsein gewusst?
Dass Mamasein ein wilder Ritt ist – bei dem nicht alles planbar ist.
Dass man sich nicht ärgern sollte, wenn etwas anders kommt als gedacht, sondern lernen darf, mit dem Fluss zu gehen und neue Wege zu finden.
Und dass es völlig normal ist, manchmal schlaflose Nächte zu haben und sich zu fragen: „Ist das eigentlich alles richtig so?“

Wenn dein Label ein Kind wäre – wie würdest du es beschreiben?
Bunt gekleidet, lustig, neugierig, vor Ideen sprühend – ein kleiner Wildfang, der am liebsten auf drei Kirtagen gleichzeitig tanzt und nicht weiß, wann es Zeit ist, ins Bett zu gehen!

Gibt es ein Produkt, bei dem du emotional wirst, wenn du’s verpackst?
Bei individualisierten Puppen – weil sie das persönlichste Geschenk sind, das bestellt wird.
Ich häkle hier einen kleinen Menschen nach, packe ihn liebevoll ein und stelle mir vor, wie dieses Püppchen in seinem Karton liegt – und das nächste, was es nach dem Einpacken sieht, ist das freudige Gesicht eines Kindes, das es gerade auspackt.

Was war bisher dein schönster Kundenmoment?
Meine schönsten Kundenmomente sind jedes Mal, wenn ich eine Review bekomme – und wenn Kund*innen erneut bestellen.

Was bedeutet für dich „handgemacht“ – jenseits von „mit der Hand gemacht“?
Achtsam die Materialien auswählen.
Ein Einzelstück produziert, bei dem es eine 1:1-Betreuung gibt – weil man mit zwei Händen nicht fünf Sachen gleichzeitig machen kann.

Du darfst deinem Vergangenheits-Ich beim Start von Johannstochter einen Satz sagen – welcher wäre das?
Mach die Buchhaltung doch einfach am Ende jedes Monats. Bitte, danke!
Und: Glaub an dich.

Was ist deine Superkraft als Unternehmerin – und was deine absolute Schwäche?
Ich finde im Alltagsgeschehen schnell neue Ideen, für die ich Feuer und Flamme bin – und ich kann mich wie ein kleines Kind freuen, wenn sie auf Anhieb gelingen.
Meine große Schwäche ist, dass ich dazu neige, zu viele Projekte gleichzeitig zu jonglieren und nicht eines nach dem anderen abschließe.

Auf welches Handarbeits-Tool könntest du nicht verzichten?
Meine Tulip-Häkelnadel und ein Nahtauftrenner (und eine Overlock-Maschine!).

Welchen Song könnte dein Label als Titelmelodie haben?

Old but gold:  100 % Natasha Bedingfield – „Unwritten"

Ich kann den gesamten Songtext nur so unterschreiben.

"Feel the rain on your skin

No one else can feel it for you

Only you can let it in

No one else, no one else

Can speak the words on your lips

Drench yourself in words unspoken

Live your life with arms wide open

Today is where your book begins"

 

Und was war dein peinlichstes Produkt-Fail-Erlebnis?
Ich wollte einen Mini-Christbaum häkeln, der am Ende wie ein gehäkelter Analplug aussah. 🙈 Walk of Shame.

Was würde deine Häkelnadel über dich erzählen, wenn sie ein Tagebuch hätte?

 

Liebes Tagebuch, 

heute wurde ich nach vier Tagen in der Couchritze endlich wieder ans Tageslicht gezogen.

Neben mir: eine vertrocknete Rosine, ein altes Popcorn und das verlorene Haarband vom Kind.
Ich hab kurz überlegt, ob ich dort einfach bleibe – aber wer möchte schon der roten Ersatznadel den ganzen Fame überlassen?!

 

Liebes Tagebuch,
heute musste ich mit Schlammbeige arbeiten. SCHLAMMBEIGE! Schlammbeige und ich sind wie Andrea und ihre Dauerwelle in 90210. Steht mir gar nicht.
Aber nein – “es passt halt perfekt zur Katze“, sagte sie.
Ich sag: Es gibt Farben, bei denen wünsch ich mir spontan, dass der Faden reißt.

 

Liebes Tagebuch,

ich wundere mich gerade selbst, dass ich fünf Minuten habe, in denen ich dir schreiben kann.
Kannst du dich noch an den guten alten Sommer erinnern?
Als ich so viel Spaß hatte im Häkeletui und von der süßen Stickschere träumen konnte, weil nonstop Schultüten-Bestellungen auf der To-do-Liste standen?

Vorweihnachtszeit steht mir nicht. Ich hab Hornhaut. An der Nadelspitze.
Mein Griff ist jetzt endgültig abgegriffen und ich kann das Quietschen vom tannengrünen Baumwollgarn einfach NICHT MEHR H Ö R E N!
Der Alten haben sie jetzt mit ihrem Christmas-Vibe endgültig die Festplatte ausgehebelt.
Ich bin urlaubsreif. Punkt. Aus. Ende.

 

Kann man eigentlich einen neuen Insta-Trend generieren, bei dem man zu Weihnachten schon nonstop Schultüten bestellt?
Frage für eine Freundin.